Kannste mal eben...

Kannste mal eben…

Du fotografierst doch gerne – nicht wahr, werde ich gefragt.

 

Ich bejahe und bekomme damit die einzigartige Möglichkeit, auf einer Kommunion, Bilder machen zu dürfen. Ich sage, dass wir uns sicherlich einig werden, wie er sich das vorstellt und wie lange und was ich genau fotografieren soll. Preislich einigen wir uns sicher auch.

 

Es wird still! Ich warte auf eine Antwort. Sein Kopf vergräbt sich hinter dem PC Monitor.

 

Habe ich es mir doch gedacht. Das war ein kläglicher Versuch, kostenlos an eine Dienstleistung zu kommen.

Oder mal eben so in der Mittagspause ein Portrait Shooting zu absolvieren. Ist alles kein Problem, geht ja auch schnell. So ist es mir in der Vergangenheit ergangen.

 

Unter Foto Kollegen, hört man es immer wieder, dass Leute versuchen kostenlos an Bilder ranzukommen. Als wenn, dass was wir machen, keinen Wert hätte und Lobhudeleien, wie: „haste schön gemacht“ etc…, reichen und wir uns geschmeichelt fühlen sollen, dass man überhaupt lobt. Wie ein brotloser Künstler, der nur darauf wartet, Beachtung geschenkt zu bekommen. Was für eine Vorstellung - Gutes zu tun, indem man einem Fotografen die einmalige Möglichkeit gibt, weil er doch so leidenschaftlich gerne fotografiert. Er soll möglichst tolle Katalogreife Aufnahmen für ein aufwertendes Dankeschön produzieren,  und ah - ja schön, was aber letztendlich nur eine schamlose Entschuldigung des Models darstellt, um sich selbst damit zu beruhigen, das es völlig OK sei, einen kostenlosen Dienst in Anspruch nehmen zu wollen.

 

 

Anfangs, als ich mit der Fotografie begann und noch viele Vorbilder hatte – Vorbilder die schon lange keine mehr sind, habe ich öfter mal einen Auftrag angenommen und Ehrenamtlich Fotos erstellt und sie auch noch aufwendig am PC bearbeitet. Ich saß Stunde um Stunde, für ein Dankeschön.

 

In der Tat, ist des Fotografen Job recht mühselig und mit viel harter Arbeit verbunden. Wer stagniert, sich nicht entwickelt, hat heutzutage kaum eine Chance, um auf dem Markt aufzufallen. Ich verbringe mittlerweile, und das allein nur online(von der Zeit davor will ich jetzt nicht reden), seit über 20 Jahren meine Zeit in Fotoforen und habe zig Tausende von Bildern gesichtet. Immer auf der Suche nach Bildern, die mich berühren. Die Fototechnisch sehr gut sind sowie eine Seele besitzen. Sprich ein gut gemixter Cocktail, der in Erinnerung bleibt, dessen Rezept man am liebsten hätte. Und deren Quelle der Inspirationen sie sind.

Ein ewiger lern Prozess.

 

Ich habe mal im TV bei einer Sendung mitgemacht und hatte davor ein Home Casting in dem ich mich vorstellen sollte. Unter anderem auch meine Fotografie. Man forderte mich auf, im Dauerfeuer die Kamera klicken zu lassen. Ich sagte: „NEIN“ dazu. Verwirrt schaute er mich an und fragte: wieso nein?“ Ich antwortete: „weil ich so nicht fotografiere?“ Versah die Antwort mit einem ironischen Fragezeichen.

 

Da hatten wir es wieder. Der Fotograf voll in die Klischee Schublade geworfen (autsch).

Oder: „Du hast eine richtig gute Kamera“ da machst Du bestimmt ganz tolle Bilder mit“

Ach lassen wir das Thema – mir fällt dabei nur Augenrollen ein!

 

Ich will jetzt nicht, darüber schreiben, was Fotografie an sich ist oder sein kann. Fakt ist, es ist eine Kunst, die gute Fotografen sowie auch viele schlechte Fotografen auf den Plan rufen. Unsere Mobil Telefone, suggerieren das schnelle Bild mit einer Mega Auflösung. Werbung dazu, verstärkt es noch. Wenn du das XXX Phone besitzt, ersetzt es jedes Foto Studio…bla bla bla.

Guuuut – dann geht doch und macht Eure Fotos mit dem XXX Phone und behelligt keine anderen Leute damit.

 

Viele meiner Foto Kollegen wissen was sie können. Und das kommt nicht von ungefähr. Dahinter stecken viele Jahre Erfahrung und das auseinandersetzen im ewigen Lernprozess, mit der Materie Fotografie. Es wurde auch viel Geld investiert. Viele meiner Kollegen, mich eingeschlossen, nehmen immer wieder an Wettbewerben teil, oder organisieren Ausstellungen.

Zudem fließen mit jedem Bild, geistiges Eigentum und Kreativität ein. Das muss man erst einmal bringen! Denn nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf. Die Kamera dient als Werkzeug, seine Bild Ideen umzusetzen.

 

Die Jahre der Erfahrung – des Studierens – die eigene Entwicklung – die Zeit – die Liebe – die eigene Seele die man offenbart, sind es Wert dafür mit mehr als einem Dankeschön honoriert zu werden. Wir lechzen nicht nach, Kommunion Shooting oder Portraits, die Omma (umgangssprachlich geschrieben) zu Weihnachten vom Enkelchen geschenkt bekommt. Weil wir nichts mit den Bildern selbst verbinden. Es ist und bleibt eine reine Sache zwischen Enkel und Omma. Und der Fotograf erledigt einen Job – gegen Bezahlung!

 

Ich bin nicht bereit für Nichts meine freie Zeit zu opfern.

Manchmal frage ich, ob man bei mir im Gegenzug die Küche renovieren möchte. Oder ich sage, dass wir uns preislich einigen können.

 

Dann wird es oft still.

 

Mich erleichtert das immer! Habe ich das ungewollte Shooting von der Backe und kann mich weiterhin meinen eigenen Projekten widmen.

 

„Aber – du kannst doch mal eben“

 

NEIN – kann ich nicht!

 

 

 

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