
Minimalismus...das Entrümpeln -
Innen wie Außen
Eine Seelenangelegenheit!
Ich habe viel recherchiert über das entrümpeln. Wollte Antworten auf dessen Auswirkung aus Erfahrungsberichten bekommen. Aber nirgends steht was wirklich darüber. Ich wollte wissen, was es mit
einem macht – was danach kommt und welche Auswirkung es auf unser Innerstes hat. Der neue gelebte Minimalismus, scheint wohl eine Modeerscheinung zu sein. Scheint aber auch nur.
Nein es ist ein Neues Bewusstsein!
Ich stamme noch aus einer Zeit , wo Eltern und Großeltern den Krieg erlebten und nach dem Krieg viel gesammelt hatten. Das Hamster System wurde auch im Lebensmittelbereich gelebt. Große
Tiefkühltruhen waren der stolze Besitz vieler und sind es noch Heute.
Ich bin in meinem Leben viel umgezogen. Der schlimmste Umzug war – kurz nach meiner Scheidung aus einem Ein Familien Haus raus. Wir hatten einen Keller der gute 50m“ an Fläche besaß – der dazu
auch komplett zugestellt war. Wenn man bedenkt, was sich noch so in Schränken in dem Rest des Hauses befand.
Kurz – meine Entrümpelung, die ich auch für meinen inneren Frieden brauchte, läuft schon seit diesem Auszug 2009. Ich bin seitdem noch drei weitere Male umgezogen. Jedes Mal um immer mehr los zu
werden. Quasi die Vergangenheit fortzuwerfen. Sich dem vergangenem zu entledigen.
Ich habe jedes Mal festgestellt – dass es einem inneren Reifeprozess bedarf und man soweit sein muss um loszulassen zu können. Es hat immer viel Energie gekostet und ich hatte auch danach
regelrechte Zusammenbrüche. Es ist wie ein Orgasmus (sorry für den Ausdruck), der mit einem so befreiend ist, dass es schon fast schmerzt.
Jeder Umzug hat mir immer wieder gezeigt, wieviel Zeug wir in unserem Leben zulassen. All die Kisten, die man packt – es scheint kein Ende zu nehmen. Man ist erstaunt, wieviel man eigentlich
besitzt. Mit jedem Umzug habe ich mich verkleinert, weil auch die Wohnungen kleiner wurden. Und weil ich es so wollte. Den Ballast den ich anhand des Gewichtes an Kilos tragen musste, wog auch
schwer auf meiner Seele. Mit all den Dingen mit denen wir uns umgeben, die wir aufbewahren, gehört eine Geschichte. Dazu gehören auch Daten – Bilder – Briefe. Obwohl ich daran erst seit kurzen
arbeite. Es bedarf , wie schon erwähnt einer gewissen inneren Reife um auch solche Dinge loslassen zu können. Wenn man sich dessen bewusst ist und auch bewusst lebt, hat es zudem noch einen
weiteren positiven Effekt. Man überlegt bei Einkäufen und wägt genauesten ab, ob man wirklich diese Dinge braucht. Was es für eine Stellung einnimmt, wenn man es besitzt. Geht praktisch mit sich
ins Gericht und löscht somit die Manipulation an den Bedarf des Haben wollen aus. Denn darauf richtet sich die ganze Werbung. Werbung löst das Bedürfnis aus, Dinge besitzen zu wollen. Weil sie
suggerieren, dass sie Glücklich machen. Genau das will eigentlich jeder - Glücklich sein!
Ich denke da an die Werbung für Männer. Wenn man z.b. die Rasur nimmt. Da werden nur richtige Kerle gezeigt, die sich mit Produkt X rasieren, und dadurch noch männlicher wirken. Am besten den Gaul irgendwo an einem Wasserloch stehend - er selbst in der sengenden Hitze mit Cowboy Hut. Alles das macht nichts - wenn er sich nur mit Produkt X rasieren kann. Das sehen unsere Durschnitts Männer - und da ist es - dieses Gefühl des Haben wollen. Auch sie wollen so cool bleiben - auch wenn s 50° Grad draußen sind. Ich könnte das endlos so weiterführen.
Kaufen macht Glücklich - hält die Endorphine oben - bis es nachlässt und wir wieder auf die Pirsch gehen - auf die Jagd nach dem Glück. Vielleicht hängt da noch die alte Generation dran - die uns überschüttet haben mit Geschenken - mit Materiellen. Nur wer was besitzt, ist wer. Dazu fällt mir gerade die Werbung der Sparkasse ein. Unterhalten sich zwei, zeigen ihre Bilder, zu welchen Besitztümern sie es geschafft haben. Die Frau trumpft mit noch größerem auf als der Mann. Peng - das hat gesessen. Der vorher noch glückliche Mann wurde schnell von seiner Wolke runtergeholt. Der Blick von ihm ist köstlich. Was will uns das sagen? Nur wer was besitzt und am besten viel und teuer - ist der Glücklichere! Blödsinn sage ich!!
Den ganzen Schrott braucht man nicht. Zudem lässt Minimalismus Wohnungen edel aussehen! Noch ein weiterer Positiver Effekt!
Natürlich habe ich gerne schön Dinge um mich rum. Lebe das Brutto Sozialprodukt und konsumiere. Sonst wäre ich reich - aber die traurige Wahrheit ist: ich bin genau wie viele andere zum Monatsende pleite. Ich kaufe mir auch regelmäßig oft neue Kleidung und Schuhe, weil es was mit mir macht und mir ein gutes Gefühl gibt. Aber ich versuche immer , es nicht mehr werden zu lassen. Meine Schränke , sind übersichtlich - gut sortiert. Plastik Kram ist das neueste welches ich so langsam aus meiner Küche verbanne. Dekorationen sind spärlicher geworden. Leere und Übersichtlichkeit haben schon lange Einzug in meine privaten Räume gehalten.
Ein Prozess - der wie schon erwähnt, seit 2009 läuft. Ich bin immer noch nicht fertig. Werde es wohl auch nie sein. Es ist wie Yin und Yang. Ein ewiger Fluss. Nur wenn nichts stagniert sondern bewegt, bewegen wir uns auch im Leben. Die Dinge sollten fließen - damit alles im Fluss bleibt.
Und genau da erinnere ich mich auch an meinen vorletzten Umzug. Ich stand vor einer weiteren Herausforderung – nämlich keinen Keller mehr zu besitzen. Schwierig im ersten Moment –aber ich habe das auch für mich so angenommen und als Wink des Schicksals erkannt – nun auch vom Rest loszulassen. Was ich daraus für mich gelernt habe – ist – das man wirklich wenig braucht um Glücklich zu sein. Ja – ich bin mittlerweile sogar der Auffassung, das genau DAS Glücklich macht!
Es macht was mit uns - befreit innerlich. Das ist gut mit dem verreisen zu vergleichen. Jeder wird es irgendwie kennen. Wenn man den Koffer packt um zu verreisen, steht man fast vor einer schier unlösbaren Aufgabe, das Richtige zu finden, aus all dem Klamotten Angebot. Es raubt Zeit und Energie. Das packen für die Rückreise ist einfacher. Das wenige einfach rein in den Koffer und schwups hat man gepackt.
Ich habe mir oft vor Augen gehalten und die Frage gestellt, was ich mitnehmen würde, wenn es brennen oder ein Hochwasser alles zerstören würde.
Die Antwort ist relativ einfach.
Mein Kind, meinen Freund, meine Ausweise und meine externe Festplatte.
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